Dienstag, April 05, 2005

Der relajo mit López Hablador

Wer bei rot über die Ampel fährt und erwischt wird, bekommt einen Strafzettel.
Wenn ein Herr López Obrador (von mir immer liebevoll López Hablador genannt, weil er nur redet, aber nicht "obriert") das Gesetz bricht, sollte man meinen, dass das gleiche passiert - nachdem ihm seine parlamentarische Immunität entzogen wurde.

Vielleicht ja.
Nur, dass der Mann sich windet wie ein Aal und von "Komplott" spricht (mittlerweile ist das ein geflügeltes Wort; reif zur Aufnahme in den "Unwort-des-Jahres"-Katalog), während er mit Steuergeldern und erzwungener Hilfe der städtischen Beschäftigten (den oberen Verwaltungsangestellten wurden einfach mehrere tausend Pesos von ihrem Gehalt einbehalten, um lächerliche Schleifchen (ähnlich denen zum Ausdruck der AIDS- oder der Schmidt'schen-BSE-Solidarität), Plakate, Flugblätter, etc. zu bezahlen) eine "NO al desafuero"-Kampagne startet.

Am letzten Freitag wurde nun endlich (nach etlichen Anläufen) vom zuständigen Ausschuß des Parlaments beschlossen, den Antrag auf Immunitäts-Entzug vor das Plenum zu bringen, was am kommenden Donnerstag, dem 7. April 2005 der Fall sein wird.

Nun kommt's: an diesem Tag werden -so lauten zur Zeit die Gerüchte- bis zu 1.200 Busse mit Menschen in die Stadt gekarrt, um López Hablador mit einer Riesen-Kundgebung zu unterstützen. Es wird mit einem immensen Chaos, x-mal größer als das übliche, gerechnet.

Da frage ich mich:
- Warum kommen Leute aus der "Provinz", um den Bürgermeister von Mexico City zu unterstützen?
- Wer bezahlt alle die Menschen, damit sie in die Stinke-Stadt kommen?
- Werden sie etwa mit Versprechen zu mehr zu essen, mehr Geld für ihre Kinder, geteerte Straßen, Trinkwasser-Versorgung, etc., etc. gelockt und somit verpflichtet?
- Haben diese Leute nichts besseres zu tun - z.B. Kränze am Papstdenkmal niederlegen und Kerzen anzünden?

3 Comments:

Anonymous Anonym said...

- Warum kommen Leute aus der "Provinz", um den Bürgermeister von Mexico City zu unterstützen?

Weil dieser Bürgermeister eventuell der nächste Präsident dieses Landes werden könnte!

- Wer bezahlt alle die Menschen, damit sie in die Stinke-Stadt kommen?

Die Steuerzahler....und die paar Unternehmer die sich davon wieder einmal einen Vorteil in der Zukunft versprechen!

-Werden sie etwa mit Versprechen zu mehr zu essen, mehr Geld für ihre Kinder, geteerte Straßen, Trinkwasser-Versorgung, etc., etc. gelockt und somit verpflichtet?

Vielleicht ja, einer alten mexikanischen Tradition folgend, vielleicht aber auch mit dem Versprechen endlich ihre miserable Situation zu verbessern( just eben diese fundamentalen Grunbedürfnisse wie sauberes Wasser, genügend Schulen, Dach über dem Kopf (und sei es aus Wellblech etc.).Auch eine alte politische Tradition, die leider bis heute nur eine Tradition geblieben ist, da Versprechen selten eingehalten wurden.

- Haben diese Leute nichts besseres zu tun - z.B. Kränze am Papstdenkmal niederlegen und Kerzen anzünden?

Na, wenn sie das schon gemacht haben (incluisve Stossgebete an die Jungfrau, den gerade heilig gesprochenen San Diego und natürlich "ihren Pabst"), dann bleibt ja noch genug Zeit neben den himmlischen Mächten auch die irdischen um Erlösung zu bitten....

Mal im Ernst.
AMLO hat mit seinem Verhalten eine gerichtliche Anordung zu missachten gewiss eine "Ordungswidrigkeit" begangen, und selbst das ist nicht klar bewiesen, weil keiner wirklich den genauen Sachverhalt kennt. (Da müsste mal ein guter Topograph ran und im Katasteramt nachgucken ;-). Ihn deshalb von der nächsten Präsidentenwahl ausschliessen zu wollen ist wie Kanonen auf Spatzen zu schiessen.

06 April, 2005 19:14  
Blogger rolandmex said...

Wer sagt, dass López Hablador nicht an der nächsten Präsidentenwahl teilnehmen kann, wenn er seine Immunität eine Zeit lang verliert?

Ich persönlich glaube nicht einmal, dass er ins Gefängnis kommt (und wenn doch, nicht mehr als 48 Stunden), und eine formelle Anklage mit Gerichtstermin und allem Pi-Pa-Po ist nicht einmal in Sichtweite.

07 April, 2005 10:29  
Anonymous Anonym said...

Das ist ja gerade der Witz bei dieser ganzen Geschichte, um Ihn vor Gericht zu bringen muss seine Immunität aufgehoben werden. Sollte er dann von einem Richter für schuldig gesprochen werden ist er als "Vorbestrafter" nicht mehr in der Lage als Kandidtat ins Rennen um die Präsidentschaft zu gehen. Darauf läuft das ganze Theater hinaus...wird ein Weile dauern aber so haben es sich das die Herren vom PRI und PAN vorgestellt. Ein durchsichtiges Manöver! Ich darf Dich in diesem Zusammenhang an 1988 erinnern,als in der Wahlnacht plötzlich die Computer "abstürzten" und Salinas gegen Cardenas "gewann". Oder der Mord am Präsidenschaftkanditat Colossio 1994, der wohl dem PRI aus dem Ruder gelaufen war. Wenn es um die Präsindetschaft in diesem Land geht wird mit allen Triks und harten Bandagen gekämpft. Und in diesem Fall wird alles unter dem Mäntelchen der "Rechtsstaatlichkeit" versteckt. Es geht im Prinzip darum, dass ein "linker" Kandidat mit guten Aussichten den Wahlkampf zu gewinnen im Vorfeld mit "legalen?" Mitteln abserviert wird.

12 April, 2005 13:23  

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