Donnerstag, Juni 30, 2005

Spezialitäten (X): Camotes


(Fast) jeder, der schon einmal in Mexico war, hat ihn gesehen (oder zumindest gehört): einen seltsam aussehenden Kessel, der aussieht wie die Lokomotive Emma aus der Augsburger Puppenkiste (nach Michael Ende's Jim Knopf-Büchern), der auch noch ab und zu genau gleich laut und schräg pfeift wie Emma oder Molly.
Ein gringo, den ich einmal kennenlernte, erzählte mir, er hätte das Pfeifen eine Zeit lang für eine Fabriksirene gehalten, die das Ende der Schicht angab, bis ihm auffiel, dass es zu jeder Tages- und Nachtzeit zu hören war.

Oberhalb des tonnenförmigen Kessels (oder, wenn sie fertig gebacken sind, in einer Schublade unterhalb) liegen sie, camotes (Süßkartoffeln) und plátanos macho (Kochbananen), die langsam durch die unterhalb des mit Wasser gefüllten Kessels von Holzfeuer erzeugte Hitze garen (das Pfeifen ist eigentlich nur das Ablassen des Kessel-Drucks).

Bittet man den Verkäufer um einen camote oder einen plátano, serviert er ihn so heiß, wie er ist, bestreut ihn -je nach Belieben- mit Zucker und/oder begießt ihn mit La Lechera (sehr süße Kondensmilch aus der Dose).
Sehr lecker.

Leider werden camotes-Verkäufer, zumindest im D.F., immer seltener.
Vorige Woche habe ich, als ich in der Colonia del Valle unterwegs war, zufällig einen gehört und bin ihm gleich nachgelaufen. So eine Chance muß man nutzen, bevor der Mann um die nächste Ecke verschwindet... :)