Dienstag, August 30, 2005

Unterwegs im Metrobús

Letzte Woche hatte ich das Vergnügen, den Metrobús einmal höchstpersönlich benutzen zu dürfen. Obwohl Peter (alias Superbarrio) in der Mexico-Community ihn heftig verteidigt und nur gutes zu berichten weiß, hier eine -hoffentlich nicht zu tendenziöse- Ersterfahrung meinerseits:

Er funktioniert. Sehr gut sogar.
Die D.F.-Regierung war noch (?) nicht fähig, die Mehrzahl der Leute davon zu überzeugen, sich eine Magnetkarte zu kaufen - eine natürliche Handlungsweise: die Menschen trauen (aus gutem Grund) keiner Regierung, und was man nicht physisch in den Händen hält, ist nichts. Außerdem hat das etwas mit fehlender Voraussicht in Gelddingen zu tun - was glaubt Ihr, warum es immer Schlangen an den taquillas der Metro gibt und die Leute fast nie mehr als 5 Tickets kaufen, obwohl sie täglich in der Metro unterwegs sind?
Die Papier-Tickets (Kosten: $3,50 - relativ teuer), die man kauft, haben keinen Magnetstreifen; man kann sie also nicht in die torniquetes einführen und durchgehen wie in der Metro. Stattdessen sitzt dort ein junger Mensch (Student, tippe ich), der darauf achtet, dass man sein Ticket zerreißt und in eine transparente Urne steckt, bevor man durchgeht.

Obwohl es 50x50cm-Ticketschalter-Kabuffs in den Eingängen vieler (aber nicht aller) Haltestellen gibt, werden diese nicht genutzt. Stattdessen stehen am Straßenrand eine Art Bauwagen (wahrscheinlich die gleichen, die für das unsägliche re-emplacamiento benutzt wurden), in dem die Tickets verkauft werden. Man muß also evtl. von einer Straßenseite auf die andere wechseln, seine Tickets kaufen und dann wieder in die Mitte der Straße gehen, um an die Haltestelle zu gelangen. Die installierten Fußgänger-Ampelanlagen sind allerdings sehr praktisch, die sie unterhalb des animierten grünen Männleins noch eine Anzeige haben, wieviele Sekunden dem Fußgänger bleiben, die Straße zu überqueren (wenn man nicht von ungeduldigen Autofahrern überrollt wird).

Die Haltestellen selbst finde ich mit 2 Metern Breite etwas eng. Ich hatte das Glück, mitten am Tag (etwa 14:00 Uhr) von der Haltestelle Durango (bezeichnenderweise mit einem Skorpion als Logo) zur Haltestelle Buenavista zu fahren und es war nicht besonders voll an der Haltestelle. Da sie aber alle auf etwa 1 Meter Höhe über der Straße liegen (auf gleicher Höhe wie der Einstieg in den Bus), finde ich das Ganze etwas gefährlich (ich möchte nicht Zeuge sein, wenn jemand kurz vor Ankunft des Busses heruntergeschubst wird, zumal Passagiere beider Richtungen auf dem gleichen "Bahnsteig" ein- und aussteigen).

Der Bus selbst: neu ist er. Aber der Einstieg ist etwas gefährlich. Da chilangos traditionell gerne mitten im Eingang stehenbleiben, kommen "Neu-Einsteiger" manchmal sehr schwer in den Bus, auch und besonders, weil die Türen nach innen aufgehen (und deshalb die "Türsteher" mitten im Gang stehenbleiben). In dem Bus, in dem ich mitfuhr, war außerdem schon der Feuerlöscher gestohlen worden.

Die Haltestellen-Frequenz: finde ich zu groß. Will sagen: der Abstand von Haltestelle zu Haltestelle ist zu gering; ich tippe auf 150 bis 200 m. Der Bus pendelt immer zwischen 2 Extremen: starke Beschleunigung und starkes Abbremsen (da sind Busfahrer hier Spezialisten: es scheint immer, sie hätten vorher nur Vieh transportiert und von weichem Beschleunigen bzw. Bremsen nie etwas gehört). Ich denke, 500 m wäre genug gewesen.
Außerdem sind die Haltestellen-Bezeichnungen etwas verwirrend: zum einen hat man, obwohl es einen Plan im Bus gibt, selten die Möglichkeit am "Bahnsteig" selbst zu sehen, an welcher Station man sich gerade befindet; zum anderen sind die Bezeichnungen manchmal etwas verwirrend (z.B. ist die Haltestelle Revolución weiter weg vom Monumento a la Revolución (und der zugehörigen Metrostation) als die Haltestelle Reforma).
Als ich nach dem Aussteigen in Buenavista die Straße überqueren wollte und bei rot am Bordstein stehen blieb, rauschte ein Metrobús mit hoher Geschwindigkeit so nah vorbei, dass ich eine Frau, die sich etwas vorgewagt hatte, an der Schulter zurückziehen musste, damit sie nicht angefahren wurde. Da sollten die Fahrer sensibler sein.

Alles in allem fand ich den Bus gut und relativ (siehe Haltestellen-Frequenz) effizient. Man darf aber, glaube ich, nicht die Unfälle vergessen (bisher mehrere Dutzend Autounfälle und ein Toter) und sollte die Sicherheit verbessern.
Auch frage ich mich, was passiert, wenn die D.F.-Regierung beschließt, die Polizisten, die bisher den Verkehr "regeln" (heißt: sie stehen rum und tun nix außer manchmal trillern und unkoordiniert die Arme schwingen, schrecken aber ab), abzuziehen. Meine Erfahrung sagt mir, dass dann ein mittleres Chaos herrschen wird.

Aber warten wir ab.

P.S. Noch etwas: als ich in die Haltestelle Durango ging und gerade mein Ticket zerrissen hatte, kam ein offenbar verärgerter Fahrgast aus der Station und sagte zu der jungen "Ticket-Zerreiß-Aufsichts"-Dame, dass der Metrobús nichts tauge und wo er sich beschweren könne. Zufall? Keine Ahnung. Wie gesagt: a ver que pasa (mex. Sprichwort ;) )

12 Comments:

Blogger rolandmex said...

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30 August, 2005 12:19  
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30 August, 2005 12:19  
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30 August, 2005 12:28  
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30 August, 2005 12:29  
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30 August, 2005 12:34  
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30 August, 2005 12:37  
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30 August, 2005 12:43  
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30 August, 2005 12:49  
Blogger rolandmex said...

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30 August, 2005 14:07  
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30 August, 2005 14:14  
Anonymous Anonym said...

Er funktioniert. Sehr gut sogar. Ja das finde ich auch!

Die Haltestellen selbst finde ich mit 2 Metern Breite etwas eng. Ging aber nicht breiter.

Da sie aber alle auf etwa 1 Meter Höhe über der Straße liegen (auf gleicher Höhe wie der Einstieg in den Bus), finde ich das Ganze etwas gefährlich Leidest du an Höhenangst?
Aber der Einstieg ist etwas gefährlich Der Ausstieg nicht??

der Abstand von Haltestelle zu Haltestelle ist zu gering; ich tippe auf 150 bis 200 m Falsch getippt, die Stationen liegen ca. 300-350 m auseinander.

Außerdem sind die Haltestellen-Bezeichnungen etwas verwirrend
Also dass verwirrt mich nun etwas...wo ist denn das Problem.

In dem Bus, in dem ich mitfuhr, war außerdem schon der Feuerlöscher gestohlen worden.
Falsch, die Feuerlöscher wurden nach den ersten Tagen vorsichtshalber entfernt..bevor jemand auf dumme Gedanken kommt.

Man darf aber, glaube ich, nicht die Unfälle vergessen (bisher mehrere Dutzend Autounfälle und ein Toter)
Ach, und das liegt also an Bus? Oder vielleicht an den Autofahrern?

Kosten: $3,50 - relativ teuer Würde eher sagen relativ billig!

Alles in allem fand ich den Bus gut und relativ (siehe Haltestellen-Frequenz) effizient Hmmm, ist also doch nicht alles so schlecht, ich meine relativ gesehen.

Das Deutschland nicht mehr amtierender Fussballweltmeister ist tut weh, aber im Meckern sind die Deutschen nach wie vor die No. 1! Weltweit und relativ gesehen.

02 September, 2005 23:51  
Blogger rolandmex said...

Lieber "einstein", wenn Du schon zitierst, dann tue es bitte vollständig. Viele Deiner Anmerkungen werden im Text schon beantwortet.
Man entfernt Feuerlöscher, damit die Leute nicht "auf dumme Gedanken kommen"? Etwas verquere Logik, meinst Du nicht?
Soweit ich weiß, wurde ein Fußgänger vom Bus überfahren; an den anderen waren Autos beteiligt - ob schuldig oder nicht, weiß ich nicht. Tatsache ist aber, dass es schon recht viele Unfälle auf der Strecke gab. Zum Glück ist dabei noch kein Bus in Brand geraten; sonst würden die Leute möglicherweise elendig verbrennen, da es ja keine Feuerlöscher gibt.
Im Vergleich zu $2,00 für die Metro und $2,50 für den pesero ist $3,50 relativ teuer; es verdient nicht jeder so viel wie Du und ich kenne verschiedene, die jeden Peso zweimal umdrehen und gegebenfalls zu Fuß gehen.

Zum Thema "deutsche Meckerei" empfehle ich die Lektüre sowohl den zweiten Satz des Eintrags als auch des Untertitels dieses Blogs.

05 September, 2005 18:48  

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