Freitag, Mai 20, 2005

Von Politik und anderen Schweinereien


Im Estado de México wird am 3. Juli 2005 gewählt; der neue gobernador. Von überall grinsen einen übergroße, häßliche Politiker-Fratzen an - 2 von 3 ernst zu nehmenden Kandidaten (halt die von PRI, PAN und PRD) haben nicht einmal Punkte ihres Programmes auf ihren Plakaten, sondern nur (z.B.) Enrique Peña Nieto - tu gobernador 2005 - 2011" - ... na, das ist aussagekräftig. ;)

Vor ein paar Tagen hatte ein guter Bekannter, Redakteur bei einer Zeitschrift über Wirtschaft und Politik, einen Interview-Termin mit ebenjenem Enrique Peña Nieto. Er sollte den Kandidaten der machthabenden PRI (der aussichtsreichste unter den aufgestellten politiquillos) auf der Promo-Tour durch den Südteil des EdoMex begleiten und dadurch auch die Reaktionen der Bevölkerung einfangen können.

Laut der Erzählung meines Bekannten interessierten sich die Leute im Allgemeinen gar nicht für das politische Programm des Mannes, sondern eher dafür, ob er gutaussehend ist oder nicht. Junge Frauen stürmten auf Peña Nieto zu, um ihn zu umarmen und küssen; ältere Frauen meinten, der Mann sähe jung und kräftig aus, so dass er den estado gut führen könne.
Der mitreisende Jorge Kawaghi von der PVEM, Bündnispartner der PRI bei dieser Wahl, hatte ein kurvenreiches modelo mit tief ausgeschnittenem Dekolleté mitgebracht, das sich wirkungsvoll auf der Bühne bückte, um den anwesenden Männern eine gute "Aussicht" zu geben.
Die Bevölkerung war begeistert und schrie wie auf einem Konzert der Musik-Gruppe Los Intocables.

Es waren auch auffallend viele ärmere Leute auf der Wahlveranstaltung. In persönlichen Gesprächen erfuhr mein Bekannter, dass die Leute nicht herangekarrt wurden, wie sonst üblich und auch keine materiellen Zuwendungen für ihre Teilnahme an der Werbeshow bekamen.
Aber er fand heraus, dass vor wenigen Wochen die Präsidentin des DIF EdoMex (die staatliche Wohlfahrtsvereinigung), ihres Zeichens Ehefrau des amtierenden PRI-gobernador Montiel, zu Besuch gekommen war und den Leuten, die allesamt eine monatliche staatliche Lebensmittel-Unterstützung erhalten, "nahegelegt" hatte, zur Wahlveranstaltung des PRI-Kandidaten zu kommen, um sich die Lebensmittel für diesen Monat zu sichern.
Im Klartext: wer nicht hingeht, kriegt nichts zu beißen diesen Monat (obwohl die Unterstützung nicht von der PRI, sondern vom Staat bezahlt wird).

Mich würde interessieren, wie die anderen Kandidaten ihre Stimmen kaufen.