Mittwoch, Juli 13, 2005

Metrobús: Fehlplanung (IV)


Die unendliche Geschichte geht weiter:
a. Nachdem ab Sonntag die Busfahrt gezahlt werden muß ($3,50 pro Fahrt), ging die Zahl der Benutzer drastisch zurück. Bleibt als Frage, wie all' diese Nicht-Mehr-Benutzer zur Arbeit/Schule/Autoscheibenputzstraßenecke kommen. Etwa mit den peseros, die es wundersamerweise immer noch gibt?

b. Gestern präsentierte die D.F.-Opposition (namentlich PAN) eine Liste mit 120 Beschwerden, die seit Beginn des Metrobús-Betriebs eingegangen sind. Darunter sind sexuelle Belästigungen, lange Wartezeiten auf den Bus und/oder Überfüllung desselben und sogar ein Überfall (wie der möglich war, wenn der Bus ständig rappelvoll ist, weiß der Kuckuck).
Ich persönlich halte die Liste für lächerlich - oder würde irgendjemand, der im pesero unterwegs ist, sowas veröffentlichen und die Medien sich darum reißen? Etwa solche Skandale wie "Hilfe, ich wurde im trolebús ausgeraubt!"?

c. Im restlichen ÖPNV der Stadt haben Rentner (das sind Personen mit INSEN-Ausweis) kostenlosen Eintritt und Fahrten; im Metrobús wird ihnen erst ab dem greisen Alter von 70 Jahren die Fahrt spendiert (die Lebenserwartung liegt bei etwa 75 Jahren), und das auch nur, wenn sie sich in López Hablador's "Alte-Versklavungs-Liste" (sprich: "beca para personas de la tercera edad" = 700 Pesos pro Monat auf Kosten der jungen Generation, die später, wenn AMLH längst Präsident ist oder in der Schweiz oder Irland wohnt, seine gemachten Schulden zurückzahlen "darf" (was man nicht alles für diesen Heini tut...)) eingetragen haben.
Ich frage mich, wie eine Dame in diesem Alter die steilen Fußgängerbrücken bei der Metro Potrero hoch- und wieder herunterkommt, um dann den -jippee!- kostenlosen Metrobús zu nehmen (gleiches gilt für Rollstuhlfahrer, die übrigens das "Privileg" genießen, den vollen Fahrpreis zahlen zu müssen).

d. Jetzt, drei Wochen nach seiner offiziellen Einweihung, fehlen immer noch wichtigste Elemente, um einen vernünftigen Ablauf zu garantieren.
Fußgängerbrücken sind nicht fertiggestellt und unsicher, weil z.T. Geländer fehlen, aber die Leute beharren darauf, zur Station zu gelangen (selbst, wenn Arbeiter sie daran hindern wollen).
Die Ticket-Automaten sind nicht da. Was macht die Regierung, der offenbar unter den Nägeln brennt, dass die Leute endlich zahlen? Sie baut ambulante Büdchen auf (ähnlich wie bei der unsäglichen cambio de placas-Aktion) und verkauft die boletos dort. Irgendwann abends (ich glaube es war am Sonntag) fiel der Strom in Indios Verdes aus und die Tickets wurden bei romantischem Kerzenlicht verkauft (darüber hinaus hat Luz y Fuerza schon diablitos in verschiedenen Metrobús-Stationen gefunden, mit denen Strom illegal "abgezwackt" wurde)
Not macht erfinderisch - nur, dass "Not" im D.F. ein dauerhafter Zustand ist.

Trotz allem: ich persönlich, der ich den Metrobús (noch) nicht benutze, bin bisher zufrieden mit dem beruhigten Verkehrsfluß auf dem Nordteil der Av. Insurgentes und denke wie viele chilangos: "Que los demás se hagan pelotas, mientras yo estoy bien..." ;)