Donnerstag, Juli 07, 2005

Palabras altisonantes in Radio, Kino und TV

Nach den steinalten Artikeln im mexicanischen Rundfunk-Gesetz ist die Benutzung von Schimpf- und nicht salonfähigen Wörtern in Funk und Fernsehen verboten. Selbst im Kino findet diese Regelung Anwendung (in Form der Altersfreigabe).

Nun ist ja bekannt, dass Mexicaner findige Menschen sind, und so hat man z.B. herausgefunden, dass palabras altisonantes in anderen Sprachen nicht unterbunden werden müssen.
Das merkt man z.B. im Kino, wo der Schauspieler "you motherfucking asshole" ruft und im Untertitel nur "maldito" steht.
Oder im Radio: ich erinnere mich an die verstorbene Station Radioactivo 9/85, bei der einmal ein englisch-sprechender Moderator zu Gast war und Hausmoderator Olallo Rubio (alleine schon ein mal hablado) ihn offen und on the air zur Anwendung von Schimpfwörtern einlud (alles auf englisch natürlich).

Andere Beispiele sind Lieder: da singt die Gruppe Nine Inch Nails offen und problemlos "I want to fuck you like an animal" und Molotov-Titel werden geschnitten, weil "puto" nicht zum erlaubten Repertoire gehört (und Molotov hat da ganz andere Kaliber). Aber es geht auch so: die mexicanische Frauen-Rockband Ultrasónicas singt in ihrem Titel "Que grosero": "...vales mama, vales verde...", was erlaubt ist - aber trotzdem weiß jeder, was gemeint ist (Prince' Lied "You sexy motherfucker" ist übrigens im Gegensatz zu Deutschland hier nicht teilweise zensiert).

Im Fernsehen: Entertainer Adal Ramones (den ich mittlerweile langweilig finde und dessen Sendung Otro Rollo ich schon seit Monaten nicht mehr gesehen habe) ist bekannt für seine Abwandlungen "no manches" (inzwischen heißt sogar eine Fernsehsendung so), "ingesu" und anderer majaderías.

Seltsam ist das deshalb, weil innerhalb Lateinamerikas die Mexicaner als diejenigen gelten, die die meisten Schimpfwörter benutzen. Einmal war ich in Cuba bei einer Show und ein Imitator machte sich lustig über die verschiedenen Dialekte der Länder, und in der Parodie der Mexicaner fing jeder Satz mit "puta" an und enthielt verschiedene Schimpfwörter.

Aber wahrscheinlich hat das mit der mexicanischen hipocresía zu tun, wo die äußere Erscheinung wichtiger ist als die inneren Werte: es wird so getan, als ob jemand ein unerzogener naco sei, wenn man mal "no chinges" sagt. Dabei sind gerade die oberen, angeblich so gut erzogenen Schichten diejenigen, die am meisten fluchen (man sollte sich mal mit altos directivos von Baufirmen zusammentun; da ist "culero" noch Kinderkram).