Mittwoch, Oktober 05, 2005

Schlechter Kundenservice (I): Banamex und ihr ATM

Schlechter Kundenservice ist in Mexico genauso "normal" wie in Deutschland: mürrische Gesichter, unwillige Angestellte, bürokratische, starre "Firmen-Politik".

Regelrecht "lustig" wird's dann, wenn's um Geld geht: bei den Banken. Sie haben keine Bedenken, Dir für nicht erbrachte Leistungen Beträge von Deinem Konto abzubuchen, das sie Dir, falls Du innerhalb gewisser Fristen reklamierst (natürlich schriftlich und mit Durchschlag), erst Wochen oder sogar Monate später erst zurückzahlen (und die angefallenen Zinsen für sich behalten).

Aktuelles Beispiel: Banamex und ihr ATM (wie heißen die in Deutschland, da, wo die Scheine rauskommen mit Karte? Bankautomat?)
Gestern gegen 17:00 Uhr stand ich vor so einem (bei der Banamex-Zweigstelle Alameda) und wollte Geld. An sich gab der Automat mir das auch, aber einer der 100-Peso-Scheine war auf Höhe des Banco de México bei den Buchstaben "de" links komplett abgerissen und somit ungültig.
Ich druckte mir den Beleg aus und dachte mir: "Morgen gehst Du in die sucursal und sie tauschen in Dir."

Gedacht!
Heute morgen stellte ich mich mit kaputtem Schein und dem Beleg beim "Kundenservice" der Zweigstelle Alameda an und erzählte den Vorfall. Die señoritas sagten mir, es müßte erst geprüft werden, ob der Schein aus diesem Automaten kommt. Meine Frage: "Glaubt Ihr mir nicht? Hier ist der Beleg." - Ich fragte nach dem Zweigstellen-Leiter (gerente), um jemand kompetentem den Fall zu erzählen, da die chavas hinter dem Panzerglas offenbar annahmen, es sei ein "Service des Kunden" und kein "Kundenservice". "Der macht gerade mit der Bankautomat-Verantwortlichen den Kassensturz der Automaten.", war die Antwort. - "Na schön, ich komme später wieder.

Als ich etwa 1,5 Stunden später wiederkam, ging ich gleich an den Schreibtisch "meiner" Kundenberaterin, bei der ich vor ein paar Monaten mein Konto eröffnet hatte (und kurz vorher eins bei der HSBC gekündigt hatte - wegen miesem Kundenservice). Ich zeigte Ihr den Schein und sie ging gleich mit mir zum Schalter. Eine der señoritas von vorher stand dort und meinte gleich, sie hätten den anderen Teil des Scheins nicht im Automaten gefunden und unterstellte mir damit unterschwellig, betrügen zu wollen.
Das war mir dann doch etwas zuviel. Ich erklärte leicht gereizt, dass ich lediglich den defekten Schein umtauschen wollte und nichts weiter, dass ich Banamex-Kunde sei und überhaupt nicht darum bitten müßte, weil die Bank mir den Schein falsch gegeben hätte und ich lediglich mein Recht verlangte; ich wurde dabei etwas lauter als man es in diesem "gediegenen" Hause gewohnt war, vor allem, weil die señorita sich standhaft weigerte, mir ihren Namen zu geben, damit ich Handhabe hätte, um mich beschweren zu können.
Der subgerente, ein Mann namens José Antonio Pacheco, kam heran und sagte mir klipp und klar, dass mir der Schein jetzt nicht ersetzt werden würde, ich eine schriftliche solicitud einreichen solle und mir das Geld in etwa 20 (in Worten: zwanzig!) Tagen ersetzt werden würde. Das war dann zuviel für mich: ich warf dem Mann eine Beleidigung an den Kopf, drehte mich um und sagte zu "meiner" Kundenberaterin, bevor ich ging, dass ich morgen vorbeikäme, um mein Konto aufzulösen.

Ich schrieb im Büro schnell eine solicitud, in der ich den unverzüglichen Ersatz des Scheins forderte (heute noch) und ich mich im Falle der Nichterfüllung meiner Forderung genötigt sehe, bei der Polizei Anzeige wegen Diebstahl und Betrug zu erstatten. Ich kopierte den defekten Schein und den Beleg auf den Brief und begab mich zur sucursal, um mich in der servicio del cliente-Reihe anzustellen.

Da kam der gerente der Zweigstelle auf mich zu und pickte mich aus der Warteschlange.
Er "lockte" mich zu seinem Schreibtisch (Hatte er etwa Angst, ich könnte ihn vor den anderen Kunden lautstark beschimpfen?) und erzählte mir, er wisse von meinem Fall (als er kam, wurde ihm von dem Vorfall berichtet und er befragte seine Leute). Er gab den Schein sofort an eine Angestellte mit der Bitte, ihn umzutauschen und entschuldigte sich mehrmals bei mir für die unangemessene Behandlung, und dass auch er an die "Geschäfts-Politik" (sprich: unmenschlich-unflexible Computer-Systeme und Paragraphen-reitende Angestellte in der Bank-Zentrale) gebunden sei.

Kurz: ich bekam Recht und wurde -zum ersten Mal (!)- wie ein Kunde behandelt und nicht wie ein Bittsteller oder Schwerverbrecher (wahrscheinlich, damit ich den Mund halte und mein Konto nicht auflöse - ein paar Pesos sind da schon drauf).
Ob ich tatsächlich Kunde dieser "Institution" bleibe, muß ich mir noch stark überlegen; wahrscheinlich werde ich poco a poco mein Geld vom Konto nehmen (immer betend, dass dabei kein kaputter Schein aus dem Automaten kommt) und woanders deponieren (die Banken Bancrecer (jetzt Banorte) und HSBC sind dabei tabu; da war ich schon mal Kunde und werde es nicht mehr sein).

8 Comments:

Anonymous Anonym said...

Und ich sach noch mit einer Erhebung der Stimme und einigen malas palabras in der Öffentlichkeit geht hier alles, wenn nix mehr zu gehen scheint. Was meinste wie schnell ich zu meinem FM3 gekommen bin, als ich 3 mal vertröstet wurde? SEHR SCHNELL.
Und das war damals noch auf Englisch. Aber laut, bestimmt und von oben herab.
Be firm, fair, flexible and friendly. ;)

05 Oktober, 2005 16:05  
Anonymous Anonym said...

Ja, die Banken hier sind komisch. Ich hab' vor kurzem mal versucht 9000 Peso von meinem Konto bei Bancomer auf ein Konto bei der Santander zu überweisen. Sagt der Mensch zu mir "Ich weis, wir sind bei Überweisungen zwischen Banken sehr rückständig im Vergleich zu Europa, das geht nämlich nicht, bzw. erst ab 25000 Peso." Ich war so baff, da fiel mir nix mehr zu ein. Auf meine Frage, ob er tatsächlich von mir erwartet, daß ich jetzt mit 9000 Peso in Bar zu Santander laufe und dabei riskiere, dreimal überfallen zu werden, empfahl er mir Schecks. Und entschuldigte sich nochmal für seine Unfähigkeit.

05 Oktober, 2005 16:33  
Blogger rolandmex said...

"...empfahl er mir Schecks."
...die dann ab 100 Pesos (+ IVA) aufwärts kosten pro Stück (sog. cheque de caja) oder erst am nächsten Tag dem Konto gutgeschrieben werden (das heißt dann neu-mexicanisch "salvo buen cobro"), da der Scheck von einer anderen Bank kommt (Zinsen werden vom "Geldinstitut" einbehalten; wahrscheinlich 50/50 unter den Gaunern... - äh, Banken aufgeteilt).


"... malas palabras in der Öffentlichkeit..."
Das ist ja das lustige: Mexicaner sind die más malhablados (sprich: die unflätigsten) in ganz Lateinamerika (schaut Euch mal eine Parodie der verschiedenen Länder an) und in der Öffentlichkeit tun sie dann immer indigniert, wenn man mal "pinche" sagt.
Sie selbst sagen, das sei die idiosincrasia; ich sage, das ist hipocrecía.

Bei Behörden ist laut werden nicht (mehr) nötig. Nur mal die contraloría erwähnen, dann läuft alles wie am Schnürchen (falls nicht: wirklich hingehen; die helfen einem tatsächlich und die Beamten haben Schiß vor denen).

05 Oktober, 2005 17:55  
Anonymous Anonym said...

Ich sage nur ein:
BANORTE

05 Oktober, 2005 23:16  
Blogger rolandmex said...

"Ich sage nur ein:
BANORTE"

Wieso sagst Du das? Weil die schlechten oder guten Service bieten?

07 Oktober, 2005 13:26  
Anonymous Anonym said...

Oh ja, die mexicanischen Banken, das grenzt echt schon an Realsatire... Ich war jetzt 3 x 3 Wochen in MX und dort in diversen Orten und in diversen Banken. Aber richtig glatt lief da eigentlich nie etwas. Mal wurden Traveller Schecks nicht eingelöst, weil ich den Reisepass in D.F. gelassen hatte und Personalausweis, Visa- und Mastercard, Führerschein etc. angeblich nicht ausreichend waren.
Im Hotel war das dann überhaupt kein Problem...
Dann wurden sie nicht eingelöst, weil im Reisepass meine Unterschrift aus Vor- und Zuname bestand und die Traveller Schecks nur mit x. yyyy unterschrieben waren, also der Vorname nicht ausgeschrieben. Und selbst wenn sie eingelöst wurden, dauerte das ne halbe Ewigkeit, mit Telefonaten zwischendurch und viel rumgeklapper auf dem PC. Dann wieder konnten Euro-Scheine nicht umgetauscht werden, weil ich ja bei der Bank (HSBC) kein Konto habe (Was bitte soll das denn?). Am besten klappte es noch bei den Filialen von IXE (?).
Aber meiner Frau hab ich schon öfter gesagt: "Die Banken in D sind vielleicht nicht so der Hammer, aber eure Banken in MX sind nen Haufen von Lahmärschen, Paragraphenreitern und Pappnasen!"
So richtig widersprochen hat sie mir nicht... ;-)

09 Oktober, 2005 16:42  
Anonymous Anonym said...

banken und post... schönes thema hier.
kurz nachdem ich in mex angekommen bin,sind meine bankkarten verschwunden. sperren und neubestellen. kein problem. theoretisch wird innerhalb von 24h eine neue kreditkarte zugestellt ... aber auch nur wenn die post die adresse findet. das chaotische hausnummernsystem (gibt es ein system??) ist leider zuviel für den postboten. nach 3 tagen habe ich aufegegeben. in der zentrale von banamex hat man mir persönlich eine ersatzkarte ausgestellt und man hat sich entschuldigt. sehr schön. ich war glücklich, da ich wieder zugang zu geld hatte.
denkste. so bin ich denn zu einer bank und wollte bargeld mit der karte. diese akzeptierte die karte nicht. so bin ich direkt wieder zu einer banamexfiliale. und selbst diese - die bank die mir die karte ausgestellt hat - akzeptiert keine ersatzkarten für die ausgabe von bargeld. argh.
scotiabank hat sie akzeptiert, zumindest ein monat lang. danach haben diese ihr system auch umgestellt.
zum glück kamen in der zwischenzeit originalkarten an und ich habe mittlerweile auch ein konto hier bei bancomer und benutze fleissig internetbanking ... welches auch ein schönes thema ist.
eine überweisung auf ein konto einer anderen bank dauert mindestens einen tag, auch per internet. die internetkontoführung kostet 30 pesos pro monat zuzüglich kosten für jede transaktion usw.
kosten für internetbanking?!?! wahnsinn. alle studien haben ergeben, dass internetbanking eine ersparnis für die bank ist, aber hier in mexiko ist service ein unding und wo man geld abstauben kann, tut man es auch.

schönen gruss an alle mitleidenden! ;)
Luis

19 Oktober, 2005 15:52  
Anonymous Anonym said...

@Luis
Das mit dem Internetbanking war hier in D bei meiner Sparkasse ähnlich widersprüchlich:
Zuerst waren sie über jeden froh, der seine Sachen online erledigte, und es kostete natürlich nix extra.
Das ging ein paar Jahre so, und auf einmal wurde eine Extragebühr für das Internetbanking eingeführt - schönen Dank auch! :-(

20 Oktober, 2005 01:58  

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