Freitag, September 30, 2005

U17-WM in Peru: Mexico im Finale

In Deutschland -zumindest auf der Sportschau-Seite- kein Wort wert (klar, das ach so toll Fußball-spielende Deutschland war ja nicht qualifiziert), hat die U17-Nationalmannschaft von Mexico im Halbfinale der U17-WM in Peru die Niederlande klar mit 4:0 geschlagen und spielt am kommenden Sonntag, den 2.10.05 um 18:00 Uhr Ortszeit (GMT -5) im Finale gegen Brasilien (wen sonst?).

Ich habe Teile des Spiels gestern live gesehen (wir haben Sky im Büro und mein Chef guckte); am Abend war es in voller Länge auf einem der TV Azteca-Sender zu sehen und ich war begeistert von der Spielfreude beider Mannschaften; das ganze Spiel hindurch rannten sie und gaben alles.
Diesen Jungs (alle 17 Jahre alt und jünger) ist anzumerken, dass ihnen Fußballspielen noch so richtig Spaß macht, dass es wichtig war für beide Teams, das Spiel zu gewinnen. Obwohl die Mexicaner schon Tore geschossen hatten, spielten sie weiter nach vorne; rannten auch aussichtslos erscheinenden Bällen hinterher und hatten vor Zweikämpfen keine Angst; die Holländer genauso, trotz ihres Rückstands. Und das alles auf das Fairste.
Da machte das Zuschauen richtig Spaß.

Jetzt braucht man nur noch zu warten, bis die Jungs vom Geld korrumpiert werden und nur noch das Nötigste tun werden, um zu bestehen. Langweilige Taktiken, bei denen gemauert wird ohne Ende, um nicht zu verlieren; Standfußball vom feinsten; ein Haufen Geld für die Stars, die kaum etwas zu tun brauchen, um zur Stammelf zu gehören, weil ihre Mannschafts-Kollegen alle eine Klasse schlechter sind als sie - das ist jedenfalls das, was den Mexicanern in ihrer eigenen Liga blüht: möglichst viel Geld verdienen und möglichst wenig dafür tun.
Aus mit Spielfreude, aus mit Kreativität, aus mit bedingungslosem Einsatz. Kalkül, Taktik, Routine - so ist der Fußball heutzutage.

Bleibt zu hoffen, dass einigen von den Mexicanern der Sprung nach Europa gelingt; so wie Rafa Márquez, der mittlerweile Stammspieler beim FC Barcelona ist. Falls nicht, verdienen sie zwar viel Geld (auch im Verhältnis mit Europa), können sich aber wegen des erschreckend niedrigen Niveau der mexicanischen Liga (ja, noch niedriger als das deutsche, wo Bayern alles abräumt und kein anderer wirklich was taugt) sportlich nicht weiterentwickeln und zwangsläufig enden wie Cuauhtémoc Blanco, den Ende der 1990er in Europa keiner haben wollte, weil er sich für Gott hielt (und hält), aber das spielerische Niveau Europa's nicht annähernd erreichen konnte.

Mehr Info: Bericht zum Spiel Mexico - Niederlande (4:0) und der Spielplan der U17-WM

Vorsicht Betrug! (II): eBay-Rechnung


Soeben im Postfach gefunden:
    Hallo sehr geehrter Ebay Nutzer,

    wir moechten Sie freundlich daran erinnern, dass Ihre eBay-Gebuehren in Hoehe von 488,03 EUR gemaess unserer letzten Rechnung in den naechsten 5 - 7 Tagen zum Ende dieses Rechnungszyklus faellig werden.

    Bis zum Zeitpunkt des Versands dieser E-Mail haben wir Ihre Zahlung noch nicht (vollstaendig) verbuchen koennen. Wenn Sie die Zahlung bereits veranlasst haben, betrachten Sie diese Nachricht bitte als gegenstandslos.

    Um zu vermeiden, dass Sie nach Verstreichen des Faelligkeitstermins vom Handel bei eBay ausgeschlossen werden, bitten wir Sie, umgehend eine Zahlung zu veranlassen.

    Gehen Sie hierzu bitte wie folgt vor:
    1. Drucken Sie bitte die mitgesandte Rechnung aus (ebay.pdf)
    2. Überweisen Sie den gesamten Betrag auf die in Rechnung genannten Kontodaten.

    Sie haben derzeit keine automatische Zahlungsmethode gewaehlt. Dabei sind das Lastschriftverfahren oder die monatliche Zahlung per Kreditkarte die schnellsten und bequemsten Wege, Ihre eBay-Gebuehren zu zahlen. Wenn Sie sich jetzt fuer eine dieser beiden Zahlungsmethoden anmelden moechten, folgen Sie bitte ebenfalls den oben beschriebenen vier Schritten.

    Bitte antworten Sie nicht direkt auf diese automatisch versendete E-Mail. Antworten auf System-E-Mails erreichen uns leider nicht.

    Mit freundlichen Gruessen,
    eBay International AG

Seltsam ist nur, dass ich gar kein "sehr geehrter Ebay-Nutzer" bin, weil ich kein Konto dort besitze...
Die "mitgesandte Rechnung (ebay.pdf)" ist übrigens im .exe-Format (o sea "ebay.pdf.exe"); wenn das mal nicht verdächtig ist... (macht mir aber nix; arbeite ja mit Mac OS X - da gibt's keine Viren oder Spyware, hähä).

P.S. um 13:28 Uhr: Verdacht bestätigt: die Datei "ebay.pdf.exe" wird gleich von StuffIt (für Windoofe: sowas wie UnZip) beanstandet und an ein Virenprüf-Programm verwiesen. Vorsicht also - und sich bloß nicht bangemachen lassen von solchen Betrugs-Mails!

Probleme mit Telmex

... wer hat die nicht?
Eduardo Arcos, ALT1040-Blogger (mit erheblichem Verkehrs-Aufkommen auf seiner Seite), hat einige Beiträge (1, 2, 3) über seine Probleme verfaßt und prompt Hilfe von Telmex bekommen (nachdem er monatelang nur Ärger mit Telefon- und Infinitum-Anschluß hatte und ihn bei Telmex keiner ernst nahm).

In seinem neuesten Beitrag bittet er darum, Probleme mit Telmex' Service bzw. Leistungen in einem Forums-Beitrag zu beschreiben, damit er Mittel hat, diese mit der Öffentlichkeit, die er zweifellos hat, beanstanden zu können und dass diese dann auch gelöst werden.

Also: hier die Probleme beschreiben und öffentlich machen; Telmex sieht's und handelt; glücklich sein (?)
Ich finde die Initiative gut; vielleicht nützt sie ja was.

Donnerstag, September 29, 2005

Alternativer Nobelpreis für Francisco Toledo

Der Ehrenpreis im Right Livelihood Prize, im Volksmund Alternativer Nobelpreis genannt, geht dieses Jahr an den mexicanischen Maler Francisco Toledo für seine Arbeit zum Schutz des kulturellen Erbes der indígenas im Bundesstaat Oaxaca, wo er lebt. Allerdings ist der Preis nicht dotiert, d.h. Toledo bekommt keinen Pfennig. :(

Wer schon einmal eine Flasche Casta-Bier getrunken hat, kennt Toledo: auf dem Etikett sind Bilder von ihm dargestellt.
Beim nächsten Casta-Umtrunk also mal auf's Etikett sehen und nicht nur in die Flasche... ;)

(mehr bei tagesschau.de)

Real Madrid - Borussia Mönchengladbach 1:3 - oder doch nicht?


Bei Spiegel Online scheinen Gladbach-Fans am Werk zu sein- jedenfalls gibt es schon wieder einen Artikel zu den alten Erfolgszeiten (bzw. in diesem Falle Mißerfolg) des Vereins.

Lesenswert ist der Artikel zum Schiedsrichter-Betrug im Landesmeister-Europacup-Viertelfinale 1976, als die Borussia unter dubiosen Umständen gegen Real Madrid aus dem Wettbewerb flog, allemal.
Wer sagt, es habe Schiris vom Schlage eines Robert Hoyzer nicht schon vorher gegeben?

Mehr im Artikel Drama in Madrid: Gladbachs gestohlenes Wunder.

Volkszählung 2005


Zwischen dem 4. und 29. Oktober 2005 gibt es wieder eine Volkszählung des INEGI, damit das Institut weiß, wieviele Mexicaner (und Ausländer) es im Land gibt, was sie besitzen (Computer, Kühlschränke, Fernseher,...), was sie verdienen, wie und wo sie wohnen, usw. usf.

Natürlich -und das liegt in der vielbeschworenen idiosincracia der Mexicaner begründet- sagt kaum einer die Wahrheit auf Fragen wie: "Wieviele Mieter haben Sie?", "Wieviel Einkommen hat die Familie?" oder "Wieviele Fernseher gibt's im Haus?", weil befürchtet wird, dass die Daten an das Finanzamt oder eine andere Behörde (oder die Kabel-TV-Firma oder sonst wen) weitergegeben werden (beim Einkommen ist es auch durchaus üblich, dass die Frau gar nicht weiß, wieviel der Ehemann verdient oder wieviel der Cousin aus den USA monatlich an die Oma überweist).
Daher glaube ich, die erfassten Daten werden -wie vorher auch- nur bedingt vertrauenswürdig sein.

Bei der letzten Zählung im Jahre 2000 bin ich nicht gezählt worden. Ich hatte gerade meine Wohnung gekündigt, meine Möbel und alles zusammengepackt und z.T. schon verfrachtet und war für ein paar Wochen in's Haus meiner (damals noch nicht) Schwiegermutter gezogen, während die neue Wohnung renoviert wurde.
Meine Schwiegermutter teilte dem "Volkszähler" mit, ich sei nur vorübergehend im Haus und bräuchte nicht gezählt werden; in der neuen Wohnung sagte der Vermieter, meine Daten seien schon an meinem alten Wohnsitz aufgenommen worden, und an der Tür meines alten Appartments fand ich, als ich dort die letzten Habseligkeiten abholte, einen angeklebten Zettel mit einer nach mexicanischer Art offensichtlich-latenten Drohung, ich möge mich doch an diesem oder jenem Tag in einem bestimmten Zeitraum in der Wohnung bereithalten, um die Fragen des "Volkszählers" zu beantworten (leider war das Datum längst vorbei; außerdem arbeite ich und sitze zu normalen Bürozeiten bestimmt nicht zuhause herum und warte auf jemanden).

Ob der "Volkszähler" dieses Mal kommt? Um wieviel Uhr (meine Frau arbeitet auch)? Wird uns gedroht, wir seien auskunftspflichtig und haben daher im Haus zu sein?

Mal sehen wie es wird. Es fehlen nur wenige Tage.
Ich bin schon ganz aufgeregt. ;)

(mehr Info beim INEGI)

Mittwoch, September 28, 2005

Der mex. Minderwertigkeit-Komplex

Im reisebuch.de - Mittel und Südamerika (incl. Mexiko)-Forum lese ich das folgende, geschrieben von einem Gast namens "Tippgeber" (Linienumbrüche z.T. von mir vorgenommen der Übersichtlichkeit halber):
    "Das "Sich nicht gewachsen fühlen", das "Sich kleiner als die anderen fühlen" der Mexikaner ist auf mehrere Ursachen zurückzuführen. Als Nachbar der Vereinigten Staaten immer deren "Grandiosität" und Unerreichbarkeit, deren "Schönheit", Wirtschaftskraft, Stärke etc. vorgeführt zu bekommen, hat natürlich keine guttuenden Wirkungen auf das Ego eines Volkes (Volke im Sinne von Bürger mit mex. Staatsangehörigkeit, da das mexikanisch-indigene Volk als Volk im Volke angesehen werden muss), welchem diese Attribute nicht zugeschrieben werden können. Zudem wurde Mexiko auch noch ein grosser Teil des Landes von den "Gringos" im Krieg geraubt.

    Der Gringo im übrigen ist für alle inneren und äusseren Missstände im Leben eines Latinos verantwortlich. Der Gringo ist daran schuld, dass der Mexikaner arm und er, der Gringo selbst, auf Kosten des Mexikaners, reich ist.
    Überspitzt formuliert: Die Mexikaner sind nur deshalb arm, weil die Gringos reich sind. (Und meine persönliche Meinung: die Mexikaner werden an ihrem eigenen Selbstwertgefühl leiden, solange es "Gringos", also Amerikaner germanischer Abstammung gibt.)-
    [Kleine, eigentlich überflüssige Anmerkung: Nicht jeder Mexikaner ist arm. Es gibt sowohl eine zahlenmässig unbedeutende Mittel- als auch Oberschicht.]

    Ein weiterer Grund ist in der Geschichte, im historischen Ursprung des heutigen Landes zu finden. Bekanntlich sind es Nachfahren der Spanier und Indios. Allerdings wurden die einen vergewaltigt (chingar - das mexikanische Wort schlechthin) und getötet, nämlich die Indios, die anderen, die Spanier vergewaltigten und mordeten. Mit welchem Teil der Geschichte sollte man sich nun identifizieren? Mit dem Vergewaltiger, oder mit dem offensichlich "Schwachen", der sich nicht erwehren kann und "sich vergewaltigen lässt"?
    Erschwerend kommt hinzu, dass es beide, den Spanier, und den Indio noch gibt. Jene zwei Kulturkreise die sich zu der heutigen mexikanischen Gesellschaft vermischten. Eine rassistische Komponente spielt gewiss auch hinein. Es ist nicht der harte Rassismus der Peruaner (das mejorar la raza), bzw. der der andinen Länder, dieser wäre zu verletzend für die Mexikaner, es ist eine "sanftere" Form, wo man verbündend sagt: "Wir sind doch alle Mexikaner". Sich selbstmitleidig gegen die ganze Welt verschwört.

    Man könnte meinen, dass der Minderwertigkeitskomplex eine neuere Erscheinung darstellt (zum Beispiel durch die Bilder im Fernsehen, wie Mexikaner beim versuchten Grenzübertritt zu den Vereinigten Staaten wie Freiwild abgeknallt werden), aber dem ist nicht so. Octavio Paz, mexikanischer Autor, schrieb schon in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts: "Der Mexikaner ist nicht minderwertig. Er fühlt sich minderwertig." (Labyrinth der Einsamkeit; Buch) Natürlich ist man nicht von vornherein als Staatsbürger eines Landes minderwertig, aber Paz lag es wohl am Herzen, dies extra formulieren zu müssen.
    Anzeichen eines Minderwertigkeitskomplexes?"

...da ist was dran. Mal drüber nachdenken.

Dienstag, September 27, 2005

Schön war die Zeit...

...im Urlaub - daher auch keine Einträge seit dem 15. September.

Ich habe ein wenig die Umgebung meines Wohnorts nördlich der "Ciudad de la Pejeranza" besucht (meine Eltern waren zu Besuch) und so einiges sehenswertes entdeckt - vor allem in Richtung Pachuca/Tulancingo/Apan.
Schon mal was von Oxtotipac, der Peña de Cuervos, dem Padre Tembleque, den Prismas Basálticos, dem Cerro Gordo oder Jihuingo gehört?

Ein paar von meinen Entdeckungen (allesamt locker in Wochenend-Familien-Touren zu erreichen) stelle ich demnächst (wenn ich den Riesenberg an Mails und alle anderen pendientes abgearbeitet und wieder etwas Luft habe) hier vor.

Wartet also auf die Serie (wahrscheinlich heisst sie Kuriositäten; Namens-Vorschläge werden dankend angenommen).

Donnerstag, September 15, 2005

¡Viva México!


...und jetzt gehen wir heim zum Feiern! :)

Bush: "Ich muß mal..."

Während einer UNO-Sicherheitsrats-Sitzung schob US-Präsident George W. Bush seiner Außenministerin Condoleezza Rice ein Zettelchen zu, auf dem stand:
    "I think I need a bathroom break. Is this possible?"

Es ist nicht bekannt, ob Mama Condoleezza ihrem Georgie-Boy die Erlaubnis erteilte.

(über ALT1040 bzw. 20minutos.es)

P.S. Kommentar im Forum von 20minutos.es: "Und dieser Typ hat den Irak überfallen ohne um Erlaubnis zu fragen."

Politische Ehrlichkeit im D.F.-Vor-Wahlkampf


In Mexico grassiert seit der Präsidentschaftswahl 2000 die Vor-Wahlkampf-Epidemie, bei der sich mehrere Vorkandidaten ein und derselben Partei auf einen Regierungs-Posten öffentlich und mit öffentlichen Geldern zu profilieren versuchen.
Da sind Leute wie Arturo Montiel und Roberto Madrazo (beide PRI), Santiago Creel und Felipe Calderón (beide PAN), Andrés Manuel López Obrador und Andrés Manuel López Obrador (PRD; gegen den traut sich keiner anzutreten ;) ), die sich um den Kandidaten-Posten für die Präsidentschaftswahl 2006 bewerben. Überall im Land muß man die Fratzen von Montiel (der ist mit Abstand der häßlichste und hat das schwachsinnigste Logo), Madrazo, Creel (mit seinem Baby-Unschulds-Blick) und Calderón und einen weinerlich dreinschauenden De la Garza (PVEM; der mit seinem "sauberen und erfolgreichen Mexico") überlebensgroß auf riesigen Plakatwänden ertragen.

Auch im D.F. gibt's einen Vor-Wahlkampf, weil am gleichen Tag wie der Präsident auch der D.F.-Bürgermeister gewählt wird.
Bei der PRD, eindeutige Lieblingspartei der chilangos und wahrscheinlicher Wahlsieger (leider!), bewerben sich mehrere Fratzen, ... - äh, Politiker um den Kandidaten-Posten. Einer von ihnen, dessen "Typischer-Mexicaner-mit-Schnauzbart"-Gesicht in Metro, Bus und Plakatwänden zu sehen ist, ist Pablo Gómez (der andere "Typische-Mexicaner-mit-Schnauzbart" ist Jesús Ortega).
Bezeichnenderweise ist Gómez' Slogan: "Immer ehrlich und vertrauenswürdig".

Da frage ich mich: ist das eine Anspielung darauf, dass die D.F.-Regierungen nicht immer ehrlich sind/waren? Ein Seitenhieb auf López Hablador & compinches, die die Gesetze nur dann respektieren, wenn sie sie als "gerecht" empfinden?
Jedenfals finde ich, der Slogan läßt tiefer blicken in den Parteien-/Korruptions-Sumpf in der D.F.-Regierung als es dem precandidato lieb sein kann; zu dumm nur, dass die meisten chilangos überhaupt nicht kapieren, worum es geht... :(

OSZE: Bildung immer noch schlecht

Obwohl Mexico mehr öffentliche Gelder in die Bildung investiert, ist sie immer noch schlecht.
Der OSZE-Bericht Panorama de la Educación 2005 enthüllt, dass in den Bereichen Grundschule (primaria) und Sekundarstufe I (secundaria), Sektoren mit der höchsten Schülerzahl, die Ausgaben pro Schüler viermal weniger ist als in anderen OSZE-Ländern, während im Bereich der Universitäts-Bildung, die nur ein relativ geringer Teil der Bevölkerung erreicht, verhältnismäßig viel ausgegeben wird.
Vorgeschlagen wird, dass, wie in Australien, die Uni-Absolventen etwas zurückgeben für ihre Ausbildung, um den primarias und secundarias höhere Inversionen zukommen zu lassen. In Australien zahlen Uni-Absolventen, nachdem sie Arbeit gefunden und sich beruflich etabliert haben, einen Teil ihrer Universitäts-Ausbildung zurück, um dem Bildungssystem etwas von ihrem persönlichen Gewinn zurückzugeben.

Mexico geht aber laut dem Bericht in "die richtige Richtung" und es bestehen Tendenzen zur Verbesserung; wichtig sei jedoch, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Das Ziel muß sein, alle die Kinder und Jugendlichen, die nicht zur Schule gehen, dazu zu bewegen.

Mehr dazu im El Universal.

Mittwoch, September 14, 2005

Metrobús: Fehlplanung (VI)

Da soll noch mal einer sagen, ich hätte nicht Recht gehabt! ;)

Claudia Sheinbaum, des D.F.'s Secretaria del Medio Ambiente, sagte auf einem Kongress im World Trade Center Cd. de México:
    "Es un sistema [el Metrobús] que en su diseño original tuvo problemas operativos muy significativos, como el hecho de que se subestimó la demanda y se tuvo un cálculo muy irreal de velocidad."

    Übersetzung: "Der Metrobús hatte in seinem Original-Vorhaben sehr schwerwiegende Betriebs-Probleme, wie die Tatsache, dass die Passagier-Nachfrage unterschätzt wurde und eine völlig unrealistische Geschwindigkeits-Kalkulation."

Ein Königreich für einen (oder mehrere) fähigen Stadtplaner mit mathematischen Kenntnissen und Praxis-Erfahrung!
Die Tüddel von der D.F.-Regierung machen immer nur alles schnell-schnell und planlos. Hm, Frage: wenn der Metrobús von Bogotá/Kolumbien das Vorbild war, warum haben sie nicht mal bei den Betreibern angeklopft und nach deren Erfahrungen gefragt?

(über El Universal)

Dienstag, September 13, 2005

Touristen bekommen IVA zurück

Ab Juli 2006 bekommen Touristen, die Mexico bereisen, die für in diesem Land erworbene Güter gezahlte IVA (= MwSt.) von (bisher) 15% nach ihrer Rückkehr nach Hause rückerstattet.

Das kenne ich schon aus Canada: man sammelt die Kassenzettel mit einem bestimmten Mindestwert (CDN$50,– vor Steuer), füllt, wenn man zuhause ist, ein Formular aus, schickt es nach Canada und bekommt umgehend einen Scheck über den gezahlten föderalen Steuersatz (GST) zurück.

Das hört sich im Falle Mexico's auch toll an, ist es aber nicht ganz. Wie immer spielt da die mexicanische Bürokratisierungs-Wut mit hinein.
Die Touristen müssen nämlich fünf Bedingungen erfüllen (hier drei davon):
    1) sie müssen sicherstellen, dass die ausgestellte Rechnung den Anforderungen des Servicio de Administración Tributaria (SAT) entspricht.

    2) um zu beweisen, dass die gekaufte Ware auch tatsächlich außer Landes gebracht wurde, muß diese bei der Ausreise dem Zoll vorgelegt werden.

    3) der Mindestwert, der auf der nach 1) gültigen Rechnung steht, muß bei 1.200,– Pesos (etwa US$100,–) liegen.

LOL - da kann man sich doch nur totlachen, denn bei solch schwachsinnigen Regeln wird garantiert kein einziger Tourist jemals einen Centavo an gezahlter IVA zurückbekommen.
Eher ist es so, dass der zu tätigende Aufwand höher ist als die popelige Steuer, die man zahlt - was, außer sperriger artesanía, hat so einen großen Wert (und ist preiswerter als in anderen Ländern), damit die Rückerstattung (15% von 1.200,– Pesos sind gerade einmal 180,– Pesos (ca. 13 €) sich lohnt?

(mehr Info im El Economista)

P.S. Mäh! ;)

Montag, September 12, 2005

Korruption in der Schule

In den secundarias blüht anscheinend die Korruption: Eltern bedrohen Lehrer, die ihre Kinder nicht versetzen wollen oder Lehrer lassen Schüler absichtlich durchfallen, damit sie ihre Nachhilfe-Kurse für die extra ordinarias "verkaufen" können.

In der Studie Encuesta de Valores y Creencias en la Educación für die Reforma Integral de la Educación Secundaria der Secretaría de Educación Pública (SEP) bestätigten 42% der befragten Lehrer ihre Teilnahme in Aktionen, in denen Eltern "mit Druck" (im Klartext: Geld) den Lehrer dazu brachten, Schulnoten von Schülern zu ändern. 40% der Lehrer bestätigten, dass sie oftmals gedrängt werden, Schüler zu versetzen, die es eigentlich nicht verdienten.

(mehr im El Universal)

Metrobús: Fehlplanung (V)

Vorsicht; hier wird wieder gemeckert: "mäh-mäh-mäh"! ;)

Als der berühmt-berüchtigte Metrobús vor etwa 2,5 Monaten eingeweiht wurde, war ich erstaunt, wie gut doch der Verkehrsfluß für den aus dem Norden kommenden Verkehr war (Eintrag hier).

Leider war das nur eine relativ kurze Zeit so, und jetzt ist's wieder wie eh und je (sprich: durch den unregulierten ÖPNV verursachtes Chaos).
Obwohl die D.F.-Regierung zwar eine sehr sinnvolle Extra-Einfahr-Spur für die in Indios Verdes endenden Buslinien gebaut hat, hat sie mal wieder (!) alle anderen ÖPNV-Teilnehmer (Taxis, (die angeblich nicht mehr vorhandenen) peseros und Fernbusse) schlichtweg vergessen (oder absichtlich versucht zu verdrängen?). Für diesen ÖPNV gibt es einfach keinen Platz, und so muß er ihn sich suchen, was -wie üblich- Staus verursacht.
Hinter der Metrobús-Station/estación terminal Indios Verdes gibt es die Abfahrt Ticomán, wo etwa 35 x 5 m Platz bleibt, um dort anzuhalten und seine Passagiere aussteigen zu lassen. Da taxistas immer gut organisiert sind (vor allem, um desmadre zu verursachen), haben sie sich gleich ein Stück dieses Platzes "reserviert", um dort ihre base einzurichten, die (natürlich) eifrigst von der Bevölkerung genutzt wird.
Die ankommenden Busse verhalten sich so wie immer: der erste hält vorne an und läßt die Leute aussteigen; der nächste hintendran und so weiter. Natürlich rückt keiner nach vorne nach, wenn die ersten wieder weg fahren; also entstehen Lücken, die dann von von hinten kommenden Bussen ausgenutzt werden, in dem sie überholen, einfach einscheren, sich quer vor die anderen stellen und dann die Ruhe weg haben, um ihre Passagiere "abzuladen" . Die dahinterstehenden, die mittlerweile weiterfahren wollen, müssen Akrobatik-Übungen veranstalten, um wieder in den Verkehrsfluß hineinzukommen, was dann ihrerseits einen immensen Stau verursacht.
Die dabeistehenden Polizisten interessiert das nicht die Bohne; sie sind ja nur da, um aufzupassen, dass da niemand auf dem 35-x-5-m-Platz parkt - alles andere geht sie nichts an (außer, sie entdecken eine nicht reguläre camioneta mit Nicht-D.F.-Kennzeichen, der man mal schnell eine kleine cooperación für's Frühstück beim California an der Ecke abnehmen kann).

Eigentlich, wenn ich so meine Worte lese, ist das lustig und man kann nur schmunzelnd mit dem Kopf schütteln über "diese Mexicaner", aber wenn man das täglich durchmacht, ist schnell Schluß mit lustig. Schlimmer ist es eigentlich, dass das sowohl den Behörden als auch der Bevölkerung absolut egal zu sein scheint, und sie, anstatt Verbesserungen zu fordern, nach Alternativ-Wegen suchen, die dann über kurz oder lang ein ebenso großes Chaos darstellen.

Na ja, was soll's; außerdem ist gerade September.
In diesem Sinne: ¡Viva México cabrones! :)

P.S. die Schulden der D.F.-Regierung an die Metrobús-Betreiberfirma für 3 Wochen Gratis-Betrieb (wegen López Hablador's chistosada, den Bus unbedingt einweihen zu wollen, obwohl's keine Ticketverkaufs-Kapazitäten gab) belaufen sich auf 4,3 Mio. Pesos, die Ende dieser Woche fällig sind. Natürlich zahlt die Regierung nicht pünktlich (angeblich sind 2 Mio. von der Secretaria de Medio Ambiente (auch "Claudia's Spielplatz" genannt) unterwegs, aber wegen "bürokratischer Hürden" kommen sie nicht rechtzeitig auf dem Konto der Betreiberfirma an) oder gar nicht (die Antwort der Secretaría de Transporte y Vialidad steht aus). Mehr dazu im El Gráfico.

Allen Unkenrufen zum Trotz: Fox erreicht etwas

Obwohl sich Medien und Oppositions-Parteien PRI und PRD redlich Mühe geben, alles schlecht zu machen, was Präsident Fox während seiner Amtszeit erreicht hat (auch, um für die Präsidentschafts-Wahlen 2006 bessere Karten zu haben), stärken in den letzten Tagen gleich zwei unabhängige Organisationen Fox' Rücken:

  • die Welt-Bank bestätigte am 25.8.2005 einen Rückgang der extremen Armut in ländlichen Gebieten um 6,6% von 2000 bis 2004 (mehr im El Universal).

  • letzten Donnerstag ließ INEGI verlauten, die Inflation sei mit 3,95% in den letzten 12 Monaten die niedrigste seit 1970, Jahr, in dem begonnen wurde, die Inflation zu messen (mehr im El Universal).

  • Es ist also nicht alles schlecht, was el gobierno del cambio tut - ich persönlich würde sogar sagen, sie macht vieles besser als die PRI-Könige während 70 Jahre Alleinherrschaft vorher (was aber lange nicht heißt, dass sie alles gut macht).

    Freitag, September 09, 2005

    Die Deutschen und die Zukunfts-Ängste

    Laut einer R+V-Infocenter-Studie, bei der 2.400 Deutsche befragt wurden, hat jeder Zweite Zukunfts-Ängste: 72% vor steigenden Preisen, 70% vor einer schlechteren Wirtschaftslage, 68% um ihren Arbeitsplatz.
    52% haben "große und sehr große" Angst - laut der Leiterin des Infocenters sind die Bürger doppelt so ängstlich wie vor 15 Jahren.

    Fazit (meine bescheidene Meinung): Geld macht nicht glücklich. Wer viel materielles hat, kann auch viel verlieren. Vielleicht sollten die Deutschen weniger verklemmt, kleinkariert und leistungsorientiert sein, mehr Feiern und das Leben genießen anstatt Statussymbole anzuhäufen und/oder Luxusreisen nach Bali zu machen (bei denen sie sich immer über den Service beklagen)?

    (über tagesschau.de)

    Mehr Schikanen bei der Einreise in die USA

    Ab dem 4. Oktober 2005 muß man, wenn man in die USA einreist, nicht nur einen Fingerabdruck abgeben (Abhilfe: kurz vorher Sekundenkleber auf die Fingerkuppen geben und ihn nicht abknibbeln) und den schmutzigen Boden der gringo-Flughäfen mit seinen Socken putzen (die Schuhe ausziehen), sondern auch noch eine Adresse angeben, an der man sich aufhält.

    Dass das problematisch sein kann, ist klar: wer bleibt in diesem Land schon ständig am gleichen Ort? Außerdem: wie steht es mit dem Datenschutz in den USA? Der ist offenbar dem "Heimatschutz" zum Opfer gefallen; nur in New Orleans nutzen diese Daten den gabachos herzlich wenig - war wohl nix mit "Heimatschutz"...

    Na ja; geben wir halt eine Standard-Adresse an, wenn man uns fragt: White House, Washington, D.C. oder World Trade Center, 17th floor, New York, NY oder Bourbon Street, New Orleans, LS. ;)

    (über Spiegel Online)

    Donnerstag, September 08, 2005

    Podolski's Mutter

    Nach dem Südafrika-Spiel wurde der 20-jährige Lukas Podolski von Reportern befragt - das übliche halt nach einem Fußballspiel und Lukas antwortete das übliche. Am Ende des Interviews, der Reporter wollte gerade weggehen, hatte aber das Mikrofon noch an, wurde er noch schnell Grüße an seine Mutter los, die am Sonntag Geburtstag hat (Video hier).

    Da kann man schmunzeln (und ich tat das auch); Fakt ist aber doch, dass diese jungen Spieler (auch Marcell Jansen, der befragt wurde) einen wesentlich lockeren Umgang mit der Presse haben als ältere.

    Warum das so ist, kann ich nur erahnen: als ich 20 war, gab's gerade einmal RTL und ein paar andere Nicht-ARD/ZDF/drittes Programm-Fernsehsender und der Konkurrenz-Kampf um die neueste Nachricht oder den neuesten Klatsch-Skandal ging gerade erst los.
    Heute kann sich ein Sportler/Politiker/Schauspieler, wenn er bekannt ist, kaum vor den Journalisten retten und wird ein um's andere mal immer wieder das gleiche gefragt.
    Das haben Schweinsteiger, Podolski & Co. schon als Kinder/Jugendliche mitbekommen (im Fernsehen) und für sie ist das Ganze völlig normal. Also wozu nervös sein, wenn man eh (fast) jeden Quatsch sagen kann? Hauptsache, man sagt irgendwas und die Reporter lassen einen danach in Ruhe. So ist belagert werden oder in der Öffentlichkeit stehen nix besonderes und daher nix nervös-machendes für die Jungs.
    Während die etwas älteren, wie z.B. Michael Ballack, immer intelligent zu erscheinen versuchen, grüßt Podolski seine Mutter und macht sich so lustig über den Medien-Firlefanz.
    Find ich gut.

    (auch zum Thema: Spiegel Online)

    Billig-Airlines in Mexico? (II)

    Die Fluglinie Vuela soll Anfang 2006 kommen, und jetzt kündigt United Airlines für Ende 2005 die Billig-Airline Ted in Mexico an, die mit einem Linienflug Chicago - Los Cabos beginnt.
    Ted funktioniert wohl schon innerhalb der USA und erweitert mit dem Baja-Flug sein Angebot auf mexicanischen Boden. Ob die Linie sich auf weitere, weniger touristische Ziele innerhalb Mexico's stürzt, wage ich aber zu bezweifeln.

    (mit Info aus El Universal)

    Alle 47 Minuten bringt sich ein Deutscher um

    So steht's jedenfalls in einer Nachricht des El Universal heute morgen: pro Jahr etwa 11.000 bis 12.000 Personen (will heißen: Menschen (Deutsche und Nicht-Deutsche) in Deutschland).

    Jetzt denken die Mexicaner bestimmt, wie deprimierend Deutschland doch sein muß, dass sie sich da alle umbringen.
    Wie gut, dass ich hier bin; sonst wäre ich bestimmt schon tot. ;)

    Mittwoch, September 07, 2005

    Mexico und der Müll

    Wenn ich als Ausländer was zum Thema sage, ist das "Meckerei". Wenn ein Mexicaner was dazu sagt, ist das ernstzunehmende Kritik.

    Herr Jean Meyer, Sie haben das Wort:
    México, a la basura

    (ich übersetze nur eine Passage:
    "(...) Und ich erinnerte mich an das Mißtrauen in Form von Erstaunen und auch Entrüstung und ehrlichem Mitleid eines französischen Freundes, den ich vor kurzem auf einer Reise von La Paz in der schönen Baja California bis zur Stadt der Paläste [Anm.: Mexico Stadt] in der Region mit der einstmals klarsten Luft begleitete.

    La Paz, heiß, gastfreundlich und sauber, erhielt sehr gute Noten von meinem Freund und seiner Frau. Als Segler hatte er ein Boot gemietet und wir entdeckten die überirdischen Schönheiten des
    Mar de Cortés und seiner Inseln. Und auf einmal, in der einsamsten Einsamkeit, an einem Platz von purer Luft und Mineral, mit einer Vegetation einer atemberaubenden Wüste, zwischen Krebsen, Eidechsen und Vögeln... Plastikflaschen, Bierdosen, Becher und Teller: die "heiligste Dreifaltigkeit", die uns auf der gesamten Reise begleiten würde. (...)")

    Quali im leeren Stadion?

    Heute abend spielt Mexico gegen Panama in der WM-Qualifikation für 2006. Den Mexicanern fehlt ein Punkt, um sicher zu sein, nächstes Jahr in Deutschland dabei zu sein.

    Offenbar halten die Fans das für so sicher, dass sie keine Tickets für das Spiel kaufen: gestern sah ich im Récord (eine von zwei täglich erscheinenden Fußball/Sport-Zeitungen), dass gerade einmal 2.500 Tickets verkauft waren und die Veranstalter mit nicht mehr als 20.000 Zuschauern rechnen... - und das im Aztekenstadion, in das 100.000 Menschen reinpassen.
    Vor vielen-vielen Jahren war ich mal dort zu einem Spiel, bei dem das Stadion halbvoll war (= 50.000 Leute), und die Stimmung war ganz schön lau.

    Wie wird das erst bei gerade einmal 20.000 werden?

    (mehr im El Financiero)

    Dienstag, September 06, 2005

    López Hablador: Versprechen und Wirklichkeit (III)

    (Zur Vervollständigung helfen die Beiträge López Hablador: Versprechen und Wirklichkeit (I) und López Hablador: Versprechen und Wirklichkeit (II))

    López Hablador verspricht, die Korruption von Grund auf zu bekämpfen.

      Sein Haupt-Vertrauter als D.F.-Regierungschef war René Bejarano. Dieser saß zeitweise im Knast, weil er Millionen von Unternehmer Carlos Ahumada kassiert hatte, um öffentliche Bauvorhaben "zu beschleunigen".
      AMLO hat sich nie öffentlich von Bejarano distanziert; er sagte, die Videos, in denen Bejarano zu sehen ist, in denen er sich US-Dollar-Bündel in einen Koffer stopfte und sagte: "Andrés weiß über alles Bescheid, was ich mache.", seien Teil eines "Komplotts der Rechten". Bejarano kam deswegen frei, weil die D.F.-Regierung lax anklagte und einen Freund Bejarano's als Staatsanwalt einsetzte.

      Der oberste Finanz-Mensch der D.F.-Regierung war Gustavo Ponce, der z.Zt. im Gefängnis La Palma einsitzt, nachdem seine Millionen-schweren US$-Überweisungen auf US-Konten aufflogen.
      In der Nacht, in der Ponce im Fernsehen zu sehen war, wie er in Las Vegas um hohe Summen spielte, wurde er von AMLO weder festgenommen noch unter Beobachtung gestellt, damit er nicht fliehe. Stattdessen verhalf er ihm quasi zur Flucht: am nächsten Tag sagte AMLO, sein Finanz-Sekretär werde zum gezeigten Video eine Erklärung abgeben und verlangte das Recht zu einer Gegendarstellung im Fernsehen. In der Zwischenzeit ging Ponce in sein Büro, vernichtete ihn belastende Papiere, löschte die Festplatte seines Rechners und machte sich aus dem Staub.
      "Ich bin ehrlich, ich bin nur für mich selbst verantwortlich, und mache das nicht für andere", sagte López Hablador als Rechtfertigung. Das ist in etwa so, als wenn man sagte, eine Person sei dafür verantwortlich was in seinem Kopf vorgeht, aber nicht dafür, was Arme und Beine tun.

      Die D.F.-eigene contraloría analysierte die Fälle von Bejarano und Ponce und befand beide für unschuldig.

    2. López Hablador verspricht, die Autonomie der Legislative zu respektieren.
      Als die föderale Legislative (sprich: die Cámara de Diputados) über die Reform des Verfassungs-Artikels 123 abstimmen wollte, damit die D.F.-Regierung sich an den Kosten für Schulbildung im D.F. beteiligte (was ganz normal in den Bundesstaaten ist), nahm die PRD zwei mal das Parlament gewaltsam ein. Weil der D.F.-Regierung nicht gefiel, was dort abstimmt werden sollte, organisierte Martí Batres (heute D.F.-PRD-Vorsitzender) den Handstreich mit Hilfe der PRD-Abgeordneten, die mit Gewalt das Parlament nahmen und die Abstimmung verhinderten. Diese Abgeordneten wurden, wie man in einem kurz darauf veröffentlichen Tonband hören konnte, von subsecretario de Gobierno der D.F.-Regierung (der "Unter-Innen-Sekretär") Martí Batres direkt aus seinem Büro gelenkt.
      Batres wurde später dafür nie von AMLO bestraft.

      López Hablador sagt: "Die Gerechtigkeit steht über dem Gesetz.". Wenn der Regierungschef entscheidet, was gerecht ist und was nicht, dann können wir uns auf etwas gefasst machen. Schönen Gruß von Agustín de Iturbide.

      López Hablador hat eines der wichtigsten rechtlichen Mittel sehr schwer verletzt: das Recht auf amparo (Schutz vor staatlichem Zugriff und Strafverfolgung).
      Er verletzte einen amparo und die PGR musste die Aufhebung seiner parlamentarischen Immunität beantragen, um ihn der Justiz übergeben zu können, weil zwei Justiz-Instanzen befunden hatten, dass er geltendes Recht gebrochen hatte.
      Als ihm tatsächlich von der Cámara de Diputados die parlamentarische Immunität entzogen wurde, organisierte er zwei riesige Demonstrationen, um Regierung und Justiz unter Druck zu setzen, und so änderte die PGR ihre Anklage, dass er zwar schuldig ist, einen amparo missachtet zu haben und ein Delikt begangen zu haben, aber da keine Strafe dafür vorgesehen ist, gab es keine Straftat.
      López Hablador "schenkte" der Universidad Autónoma Metropolitana ein Grundstück in Santa Fe, obwohl es einen Besitzer hat und dieser Besitzer einen amparo hatte. Das war AMLO egal.
      Der spanischen Firma Eumex verletzte die D.F.-Regierung ein halbes Dutzend von amparos, um seine Gerüste für Plakatwerbung an Bushaltestellen aufzustellen. Und die Richter und den obersten Gerichtshof selbst stellte er in die Ecke von Komplizen in einem Komplott, in dem laut seiner Meinung die Richter als Schergen der politisch Mächtigen Anweisungen ausführten.

    3. López Hablador verspricht, wenn er Präsident wird, sein Gehalt und das seiner Regierung auf die Hälfte zu kürzen.

      Während seiner Amtszeit als D.F.-Regierungschef kürzte er weder sein Gehalt, noch das seiner Sekretäre. Während López Hablador 71.692,– Pesos netto monatlich verdiente (also etwa 7.000,– US$), bekam Lula, Brasilien's Präsident, umgerechnet 3.300,– US$ und Argentinien's Präsident Kirchner etwa 2.056,– US$.
      López Hablador's Chauffeur Nico verabschiedete sich mit einem Monatsgehalt von 70.343,– Pesos (mit 1,5 davon hätte er sich AMLO's Dienstwagen, einen Nissan Tsuru, kaufen können). AMLO's persönlicher Sekretär Alejandro Esquer verdiente 74.479,– Pesos; genauso wie die Sekretäre der einzelnen Resorts und der Oficial Mayor.

    (Mit Informationen aus diesem Artikel)

    P.S. Gestern wurde der wegen Betrugs im Zusammenhang mit dem Bejarano/Ponce-Skandal (ach nee, die sind ja unschuldig: der "Ahumada-kein-Schmiergeld-zahlen-aber-trotzdem-im-Knast-sitzen"-Skandal) gesuchte Ex-Bürgermeister der delegación Gustavo A. Madero, Octavio Flores Millán (PRD), gefaßt.
    Mehr im El Universal oder in La Jornada (will wollen ja ausgewogen sein, oder? ;) ).

    Uns' Marcell vom Niederrhein


    Zum Spiel der Klinsmannschaft selbst sage ich nichts (ist besser so, glaubt mir ;) ), aber der Artikel bei Spiegel Online macht mich als gebürtigem und überzeugtem Niederrheiner stolz auf unsere Region (außer Diebels Alt natürlich ;) ).

    O-Ton Marcell Jansen: "Früher war ich bei jedem Heimspiel und habe die Profis angefeuert. Und wenn man dann selbst für diesen Verein spielt und die Fans kennt, weiß man, welche Ehre das ist."

    Ein Hoch auf die Borussia!

    P.S. Hier Marcell's Tagebuch von seinem Nationalmannschafts-Ausflug.

    Montag, September 05, 2005

    .mx-Domains im Angebot


    Und wieder sind .mx-Domains im Angebot bei www.nic.mx.
    Diesmal kosten sie bis zum 30. September 2005 nur 54 Pesos (US$5,–) pro Jahr, wenn eine Domain drei oder mehr Jahre reserviert wird.

    Also: zugreifen, bevor sie alle sind.

    Katrina tötet 3 Mexicaner


    Böse-böse Katrina.

    Angesichts der Zahl der Opfer insgesamt und der offensichtlichen Anarchie in der Zone mit für eine "zivilisierte" Gesellschaft unvorstellbaren Gewaltakten ist der heutige Haupt-Titel der Gazette El Gráfico wohl nur als bitterböse Ironie zu verstehen, oder?

    Wer sagt, Mexicaner könnten nicht sarkastisch sein?

    Ciudad Juárez wieder sicher


    Ein weiteres Bespiel, dass in diesem Land das äußere Erscheinungsbild wichtiger ist als die wirkliche Situation:
    Ciudad Juárez wirbt damit, dass es "besser" ist bei Arbeit, Bildung, Wohlergehen, Sport und Vergnügen.

    Wieder einmal wird das Geld zum Fenster herausgeworfen (nicht nur für die Seite selbst, sondern für Werbekampagnen für sie (die Anzeige habe ich auf der Seite des El Universal gefunden)), anstatt es zu nutzen, um das dringlichste Problem der Stadt zu lösen: die Sicherheit.

    Hier ein Artikel von heute (!) zum Thema Sicherheit in Ciudad Juárez.

    Freitag, September 02, 2005

    Die Migra legalisiert

    Falls jemand der geneigten Leserschaft dieses Blogs (man muß ja immer schön freundlich sein zu den zwei, die sich die Mühe machen, hier zu lesen ;) ) sich zufälligerweise illegal in unser aller Mexico aufhält (und zwar seit vor Januar 2002), der kann sich bis zum 30.6.2006 "legalisieren" lassen.

    Dann braucht man nicht ständig sein Formato Migratorio de Turísta (FMT) (= Touristen-Visum) verlängern und/oder alle halbe Jahr eine Auslandsreise machen, um mit neuem FMT zurückzukommen. Irgendwann in Zukunft, wenn man denn lange genug bleibt (was ich annehme, wenn einer schon fast vier Jahre hier ist), kriegt man dann ein FM2 (Immigranten-Status), das sich fünf Jahre später (fast) automatisch in den Immigrierten-Status wandelt (= nie mehr Migra - yippee!).

    (über El Universal)

    Deutsche in Mexico (II): Alexander von Humboldt

    Alexander von Humboldt (14.9.1769 - 6.5.1859) war wohl der wichtigste Deutsche, der jemals Mexico betreten hat (außer mir natürlich ;) ).

    Im Laufe seiner Amerika-Reise kam er am 22.3.1803 aus Guayaquil (heute Ecuador) kommend in Acapulco an und reiste am 29.3. Richtung Taxco, wo er am 7.4.1803 für eine Nacht blieb, und weiter nach Mexico City, wo er vom 12.4.1803 - 20.1.1804 Station machte.
    Er unternahm mehrere Exkursionen, u.a. nach Pachuca und Real del Monte (13. - 26.5.; dabei kam er einige hundert Meter an meinem jetzigen Haus vorbei), Xochimilco (28.5. - 2.6.; damals war das noch weit außerhalb der Stadt), San Juan del Río und Querétaro (2. - 5.8.), Guanajuato (7.8. - 6.9.), Valladolid (heute Morelia; 14./15.9.) und auf den Gipfel des Vulkans Jorullo (19.9.), Pátzcuaro (21.9.), Toluca, (inkl. Nevado; 28./29.9.).
    Am 20.1.1804 machte er sich von Mexico City über Puebla (22. - 25.1.) und Xalapa (10. - 15.2.) nach Veracruz-Hafen auf, wo er vom 19.2. - 7.3.1804 blieb. Von dort segelte er nach Havanna (Kuba).

    Besonders interessiert war er an prä-kolumbianischen Kulturen und dem Bergbau. In Mexico City untersuchte er die Statue der aztekischen Göttin Coatlicue und den "Azteken-Kalender" (beide heute im Museo Nacional de Antropología im D.F.); außerdem hunderte von códices. Er sagte die periodische Verdopplung der Bevölkerung von Mexico City voraus; in den Bergbau-Städten kritisierte er die ineffizienten und unmenschlichen Arbeitsbedingungen.

    Viele Gebäude, in denen Humboldt übernachtete, sind heute nach ihm benannt; z.B. die Casa Humboldt in Taxco (Adresse: Calle Juan Ruiz de Alarcón 12, Centro) oder im Centro Histórico von Mexico City.

    Zurück von seiner Reise verfasste er in Paris das umfassende Werk "Voyage aux régions équinoxiales du Nouveau Continent", das größte private Reisewerk der Geschichte, mit allen seinen Beobachtungen und Messungen und Abhandlungen zu Geographie, Botanik, Zoologie, Geophysik, Ozeanographie, Meteorologie und anderen verwandten Wissenschaften, das so bedeutend ist, dass er heute als "Vater der modernen Geographie" bezeichnet wird.
    Mexico selbst wird dabei unter geographischen, wirtschaftlichen und politischen Gesichtspunkten behandelt und an seinem Beispiel begründete Humboldt die Pflanzengeographie und die moderne Landeskunde.

    Über ihn sagte Simón Bolívar einmal: "Alexander von Humboldt ist der wahre Entdecker Südamerikas! Ihm hat die Neue Welt mehr zu verdanken als allen Konquistadoren zusammen!".

    Weniger Freigepäck auf Mexico-Flügen

    Seit gestern, 1. September 2005, ist auf Übersee-Linienflügen verschiedener Fluggesellschaften nach Mexico das erlaubte Freigepäck verringert worden. In der Economy Class sind statt der vorher üblichen 2 Gepäckstücke a 32 kg (70 lbs.) jetzt nur 2 Gepäckstücke von jeweils 23 kg (50 lbs.) zugelassen (das sind ganze 18 kg weniger).

    Warum das so ist, sagt bisher keiner. Wahrscheinlich wird das Argument des teuren Kerosins vorgeschoben; ich vermute aber, dass es mit dem erhöhten Lebendgewicht der Passagiere zu tun hat (sprich: die Welt ist fett geworden).
    Ich verstehe allerdings nicht, warum ich als "dürrer Hering" für die Dickwanste zahlen soll - und schlage für die Zukunft folgendes vor:
    Beim Einchecken wird sowohl sämtliches Gepäck (inkl. Handgepäck) als auch der Passagier selbst auf eine Waage gestellt. Zusammen dürfen sie ein gewisses Gewicht nicht überschreiten.
    Konkret: Übergewichtige können weniger Gepäck mitnehmen (oder vorher kräftig abnehmen, falls sie die Disziplin dazu haben); ein weiterer Anreiz (außer besserer Gesundheit, größerer Agilität, attraktiveres Aussehen, etc. etc.), um sein Körpergewicht besser in den Griff zu bekommen.

    Noch sind nicht alle Fluggesellschaften betroffen; bisher sind es aber: KLM bzw. Northwest Airlines und Continental.
    Lufthansa behält die 2-x-32-kg-Regelung vorerst bei (hm, wäre vielleicht ein Grund, die Fluggesellschaft zu wechseln, trotz des 1a-Service bei KLM...).

    (über n-tv.de)

    Donnerstag, September 01, 2005

    Juro...


    Keine Angst; obiges Bild ist nicht von einer braunen Veranstaltung, sondern von einem Treffen der Partei PRI, die bei dieser Gelegenheit ihren neuen Parteivorsitzenden Mariano Palacios vereidigt hat .
    Übrigens ist das ein selbst nach den PRI-Partei-Statuten höchst illegaler Akt, aber wenn König Madrazo (der feierlich aussehende mit dem Schnauzer) und Kronprinz Montiel (der ungläubig schauende links) das Manöver absegnen, ist alles in Ordnung.
    Soweit zur Rechtsstaatlichkeit in dieser Schmieren-Partei - wie das wohl werden wird, falls Madrazo oder Montiel Präsident werden sollte?

    So schwört man in diesem Land: rechter Arm nach vorne und sein Sprüchlein aufgesagt. In Europa würde das kein Mensch so machen (außer den Unverbesserlichen, die einen glauben machen wollen, Auschwitz & Co. seien Ferien-Camps gewesen).
    Hier in Mexico ist das normal und niemand denkt böses dabei (übrigens auch nicht beim Hitler-Gruß).

    Ich persönlich weigere mich aber, den Arm zu heben (na, so ein Mist: da kann ich doch glatt nicht die mexicanische Staatsbürgerschaft annehmen - schade aber auch...).

    (Bild aus der Zeitung Diario Monitor)

    Katrina und das Chaos in den Südstaaten

    Als im Dezember 2004 der berüchtigte Tsunami ganze Küstenstriche Südostasiens vernichtete, starben viele Menschen. Sie flohen und versuchten danach (und versuchen immer noch) -mit Hilfe der reichen Länder- ihre Lebensgrundlage wiederherzustellen.
    Redlich und ehrlich.

    In New Orleans und Umgebung ist es anders: Supermärkte (mitsamt ihren famosen Waffen-Abteilungen) werden geplündert, Feuer entfacht, Hilfstransporte ausgeraubt, Gefängnis-Insassen fliehen und es wird auf Rettungs-Mannschaften geschossen.
    Technologisch sind die USA vornean, aber die Flutkatastrophe konnten sie nicht verhindern; und offenbar noch weniger die sich anbahnende Anarchie.

    Es sieht tatsächlich so aus, als ob die düsteren Hollywood-Filme á la Terminator Wirklichkeit werden können.
    Ist das der Fluch der ersten Welt? Und: wenn alle immer die USA nachahmen, wird es bald so etwas in Europa geben?