Der
Metrobus soll auf der
Avenida Insurgentes alle peseros ersetzen und endlich Ordnung in den Verkehr auf dieser Straße bringen. Kein Anhalten an jeder Straßenecke mehr, kein unbefugtes Nutzen des Standstreifens, keine halsbrecherisch und gefährlich fahrenden
choferes in ihren wahnwitzigen Kisten mehr...
Das ist der Wunschtraum der DF-Regierung.
Nur hat sie offenbar eine Sache außen vor gelassen, und die ist die wichtigste überhaupt:
vorausschauende Planung.
Für den
Metrobus wird eine der bisher vier Fahrspuren der
Avenida Insurgentes abgetrennt (die Bauarbeiten dafür sind im Gange) und darf exklusiv nur von ihm benutzt werden (ob das in Wirklichkeit so sein wird, sieht man später...).
Das ist schön und gut.
Allerdings hat die Stadtregierung wieder einmal die Lösung nur lokal gesehen:
von Norden kommen werktagtäglich zehntausende (wenn nicht hunderttausende) Pendler mit dem Auto, Bus,
pesero, combi, Pick-Up, weiß-nicht-was-für-ein-fahrender-Untersatz in die Stadt.
Bei den berühmt-berüchtigten
Indios Verdes existiert schon heute ein Nadelöhr: von fünf Spuren auf dem Territorium der Stadt Tlalnepantla (da, wo der
periférico die
carretera México-Pachuca kreuzt) wird auf DF-Gebiet rigoros auf 2 (in Worten: zwei) Spuren reduziert (ohne Ankündigungen und Verkehrs-Schilder, versteht sich), um über die Brücke auf die
Avenida Insurgentes einzuschwenken. Dort ist rechts die Einfahrt in die Busstation
Indios Verdes, die wegen der Disziplinlosigkeit der Busfahrer einerseits und der total überlasteten Aufnahme-Kapazitäten der Station andererseits fast immer blockiert ist, ein anderer Stau-Punkt.
Dort aber erweitert sich die
Avenida Insurgentes wieder auf vier Spuren, und, nachdem man die Busstations-Einfahrt "gemeistert" hat (hupen, gestikulieren und erfolgloses Spur-Wechseln eingeschlossen), geht es ebenso schnell (oder langsam, je nachdem, wie man es sieht) voran wie auf der Tlalnepantla-Seite vor der Spuren-Reduzierung.
Da kommt der
Metrobus mit seiner eigenen Fahrspur, und anstatt den Pendlern eine Ausweich-Möglichkeit zu geben, wird das Nadelöhr jetzt noch enger. "Sollen sie doch mit dem
Metrobus fahren.", wird so mancher sagen. Sicher, aber dazu müssen sie erst einmal zu ihm hinkommen - was jetzt
noch zeitaufwendiger wird.
Ausserdem: Pendler mit eigenem Auto, die in 90% der Fälle
alleine zur Arbeit fahren, sind die stursten Menschen im Land (noch sturer als missionierende Vegetarier oder López-Hablador-Anhänger). Laut Meinung der Mehrzahl der
chilangos ist der ÖPNV nämlich nur für die Armen, und (fast) jeder, der sich ein Auto leisten kann, nutzt es auch, auch wenn damit Autobahngebühren, Benzinkosten, Magengeschwüre und tägliche Parkplatzsorgen verbunden sind (Bestes Beispiel ein Nachbar von mir, dessen Auto in der Werkstatt war, er mit dem Bus fahren mußte und mir erzählte, er wäre viel schneller zur Arbeit gekommen. Trotzdem fährt er nach der Reparatur wieder jeden Tag alleine in den DF.).
So wird anstatt ein Problem mit Stadtplanung ("Was ist das denn?", fragt sich jede Stadtverwaltung in diesem Land) zu lösen, ein neues geschaffen, weil den Stadtoberen mit ihrem Scheuklappen-Blick nur ihr eigenes Territorium interessiert: "sollen die anderen doch fluchen, solange es
mir gut, ist das doch egal."
Das Dumme ist nur, dass ich einer von den Betroffenen bin, obwohl ich mit dem ("Nur-für-Arme"-) Bus in die Stadt komme und an der Station
Potrero in die Metro umsteige.
Na denn, prost Mahlzeit. :(