Letzte Woche hatte ich das Vergnügen, den
Metrobús einmal höchstpersönlich benutzen zu dürfen. Obwohl Peter (alias
Superbarrio) in der
Mexico-Community ihn heftig verteidigt und nur gutes zu berichten weiß, hier eine -hoffentlich nicht
zu tendenziöse- Ersterfahrung meinerseits:
Er funktioniert. Sehr gut sogar.
Die D.F.-Regierung war noch (?) nicht fähig, die Mehrzahl der Leute davon zu überzeugen, sich eine Magnetkarte zu kaufen - eine natürliche Handlungsweise: die Menschen trauen (aus gutem Grund) keiner Regierung, und was man nicht physisch in den Händen hält, ist nichts. Außerdem hat das etwas mit fehlender Voraussicht in Gelddingen zu tun - was glaubt Ihr, warum es immer Schlangen an den
taquillas der Metro gibt und die Leute fast nie mehr als 5 Tickets kaufen, obwohl sie täglich in der Metro unterwegs sind?
Die Papier-Tickets (Kosten: $3,50 - relativ teuer), die man kauft, haben keinen Magnetstreifen; man kann sie also nicht in die
torniquetes einführen und durchgehen wie in der Metro. Stattdessen sitzt dort ein junger Mensch (Student, tippe ich), der darauf achtet, dass man sein Ticket zerreißt und in eine transparente Urne steckt, bevor man durchgeht.
Obwohl es 50x50cm-Ticketschalter-Kabuffs in den Eingängen vieler (aber nicht aller) Haltestellen gibt, werden diese nicht genutzt. Stattdessen stehen am Straßenrand eine Art Bauwagen (wahrscheinlich die gleichen, die für das unsägliche
re-emplacamiento benutzt wurden), in dem die Tickets verkauft werden. Man muß also evtl. von einer Straßenseite auf die andere wechseln, seine Tickets kaufen und dann wieder in die Mitte der Straße gehen, um an die Haltestelle zu gelangen. Die installierten Fußgänger-Ampelanlagen sind allerdings sehr praktisch, die sie unterhalb des animierten grünen Männleins noch eine Anzeige haben, wieviele Sekunden dem Fußgänger bleiben, die Straße zu überqueren (wenn man nicht von ungeduldigen Autofahrern überrollt wird).
Die Haltestellen selbst finde ich mit 2 Metern Breite etwas eng. Ich hatte das Glück, mitten am Tag (etwa 14:00 Uhr) von der Haltestelle
Durango (bezeichnenderweise mit einem Skorpion als Logo) zur Haltestelle
Buenavista zu fahren und es war nicht besonders voll an der Haltestelle. Da sie aber alle auf etwa 1 Meter Höhe über der Straße liegen (auf gleicher Höhe wie der Einstieg in den Bus), finde ich das Ganze etwas gefährlich (ich möchte nicht Zeuge sein, wenn jemand kurz vor Ankunft des Busses heruntergeschubst wird, zumal Passagiere beider Richtungen auf dem gleichen "Bahnsteig" ein- und aussteigen).
Der Bus selbst: neu ist er. Aber der Einstieg ist etwas gefährlich. Da
chilangos traditionell gerne mitten im Eingang stehenbleiben, kommen "Neu-Einsteiger" manchmal sehr schwer in den Bus, auch und besonders, weil die Türen nach innen aufgehen (und deshalb die "Türsteher" mitten im Gang stehenbleiben). In dem Bus, in dem ich mitfuhr, war außerdem schon der Feuerlöscher gestohlen worden.
Die Haltestellen-Frequenz: finde ich zu groß. Will sagen: der Abstand von Haltestelle zu Haltestelle ist zu gering; ich tippe auf 150 bis 200 m. Der Bus pendelt immer zwischen 2 Extremen: starke Beschleunigung und starkes Abbremsen (da sind Busfahrer hier Spezialisten: es scheint immer, sie hätten vorher nur Vieh transportiert und von weichem Beschleunigen bzw. Bremsen nie etwas gehört). Ich denke, 500 m wäre genug gewesen.
Außerdem sind die Haltestellen-Bezeichnungen etwas verwirrend: zum einen hat man, obwohl es einen Plan im Bus gibt, selten die Möglichkeit am "Bahnsteig" selbst zu sehen, an welcher Station man sich gerade befindet; zum anderen sind die Bezeichnungen manchmal etwas verwirrend (z.B. ist die Haltestelle
Revolución weiter weg vom
Monumento a la Revolución (und der zugehörigen Metrostation) als die Haltestelle
Reforma).
Als ich nach dem Aussteigen in
Buenavista die Straße überqueren wollte und bei rot am Bordstein stehen blieb, rauschte ein
Metrobús mit hoher Geschwindigkeit so nah vorbei, dass ich eine Frau, die sich etwas vorgewagt hatte, an der Schulter zurückziehen musste, damit sie nicht angefahren wurde. Da sollten die Fahrer sensibler sein.
Alles in allem fand ich den Bus gut und relativ (siehe Haltestellen-Frequenz) effizient. Man darf aber, glaube ich, nicht die Unfälle vergessen (bisher mehrere Dutzend Autounfälle und ein Toter) und sollte die Sicherheit verbessern.
Auch frage ich mich, was passiert, wenn die D.F.-Regierung beschließt, die Polizisten, die bisher den Verkehr "regeln" (heißt: sie stehen rum und tun nix außer manchmal trillern und unkoordiniert die Arme schwingen, schrecken aber ab), abzuziehen. Meine Erfahrung sagt mir, dass dann ein mittleres Chaos herrschen wird.
Aber warten wir ab.
P.S. Noch etwas: als ich in die Haltestelle
Durango ging und gerade mein Ticket zerrissen hatte, kam ein offenbar verärgerter Fahrgast aus der Station und sagte zu der jungen "Ticket-Zerreiß-Aufsichts"-Dame, dass der
Metrobús nichts tauge und wo er sich beschweren könne. Zufall? Keine Ahnung. Wie gesagt:
a ver que pasa (mex. Sprichwort ;) )